Radtour vom Rheintal ins Nahetal 2-Tagestour vom 23. 6. bis 24. 6. 2007

Samstag 23. Juni 2007

Hans, der erfahrene, Radtourenplaner aus vergangenen Jahren, bietet im Juni 2007 eine 2-Tagestour an. Das Wetter ist durchwachsen, wie bereits öfter in diesem Jahr, aber einige läßt das nicht abblitzen. Ich radle am Samstag früh erst einmal unter feuchten Witterungsbedingungen nach Frankfurt, zum ersten Treffpunkt an der S-Bahnstation „Bürostadt Niederrad". 3 Leute erwarten Ihn hier, Hans, der Teamer, Udo und Bernhard, aber: „Wo ist der Rest?" „ Treffen wir noch".

Kurze Nebenwege bringen uns an den Main, dem wir bis kurz vor Höchst folgen, nehmen hier die Südstrecke um das Industriegelände und gelangen über bizarre Wegführungen nach Kelsterbach. Es ist feucht, von unten, von oben und manche Büsche sind so voll Wasser, dass sie uns geradewegs eine Ladung ins Gesicht schleudern. Die Abzweigung an der Schiffswerft zu früh läßt sich noch verschmerzen, doch wenige Minuten später purzelt U., durch eine kleine Unachtsamkeit, auf den Weg. Bei dieser Nässe kein Wunder. Schnelle Hilfe hilft sofort und eigentlich bleibt es bei diesem kleinen „Ausrutscher" auf dieser Tour.

An der Eddersheimer Schleuse überqueren wir den Main und treffen nun auf Peter, Willi und J. Begrüßung, die Hoffnung äußern auf trockenere Tagesabschnitte, weiter radeln. Hinauf auf den Damm und ..... Gegenwind, es sieht schön aus und am schönsten, wenn die Sonne sich zeigt, prognostiziert mit 1 % Sonnenschein für den heutigen Tag.

Die ersten Weinberge laden uns ein bei Hochheim und eigentlich fängt hier der Rheingau schon an, der Weg ist schlammig überschwemmt von den vielen Regenfällen der vergangenen Tage, nur das Viktoriatürmchen leuchtet wie immer hellgolden im Licht. Kurz vor Kostheim stoßen Rolf und unsere einzige weibliche Mitstreiterin Elise dazu. Inzwischen haben sich Lothar und Markus telefonisch angemeldet und wollen uns in Wiesbaden Biebrich treffen.

Der Weinstand in Kostheim hat leider noch zu, hier wollten wir die erste Rast machen. Notgedrungen machen wir die auch, da es erneut anfängt heftig zu regnen. Die schnatternden Gemüter stört das nur wenig, denn die hellen Streifen am Himmel versprechen ein „Nachlassen der Schauer". Schnell sind wir auf der Maaraue und in Mainz Kastell, wo sich heute die SMB's zu einer kleinen Radtour treffen wollen. Wir ziehen weiter, am Industriegebiet Kalle vorbei, es regnet heftig und treffen am Biebricher Schloß, wie verabredet, Lothar und Markus.

Vorbei am Schiersteiner Yachthafen und in Walluf gibt es einen Weinprobierstand, wo wir uns nun endlich laben können, in nassquatschenden Socken, aber das ist egal, die Sonne versucht nun wirklich mit dem 1 % ernst machen zu wollen. Frisch gestärkt radeln wir am schönen Uferweg bis Eltville, schauen uns hier um und genießen die Sonnenstrahlen auf der Bank, im Grase liegend oder einfach im Stehen sich bescheinen lassen. Die Stimmung steigt und die Sonne übertreibt es fast.

Erbach, Hattenheim, Oestrich Winkel, hinauf in die Weinberge, ein paar dunkle Wolken, passend zur Kulisse von Schloß Vollrads, herrliche Ausblicke auf den Rhein und seine Weinberge.

Das Geschlecht derer von Greiffenclau hat viele bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht, darunter Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz und Trier und Fürstbischöfe von Würzburg. Mit Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau († 1997) ging die fast 800-jährige Familientradition des Weinbaus in Vollrads zu Ende; heute führt die Nassauische Sparkasse SCHLOSS VOLLRADS und die dazugehörigen Weinberge als historische Einheit fort.

Uns zieht es zu Flammkuchen, stärkenden Getränken und einer Rast neben dem schönen Wasserschloß, inmitten der historischen Bauwerke. Schloß Johannisberg ist nicht weit, wo wir den 50. Breitengrad inmitten der vielen Reben bestaunen, unten liegt Geisenheim und über Eibingen landen wir in Rüdesheim, wo wir mit der Fähre über den Rhein übersetzen. Geregnet hat es heute genug und über den Nachmittag kann man gar nicht mehr viel meckern.

Bingen swingt, ein Grund, dass nicht alle zusammen in einem Hotel übernachten können, die Stadt ist praktisch ausgebucht und so müssen einige Teilnehmer auf Vororte wie Kempten, Münster-Sarmsheim oder Dietersheim ausweichen. U. freut sich allerdings sehr auf die Pension Roswitha und malt sich in seinen Träumen die kühnsten Vorstellungen aus. Lothar und Markus radeln wieder zurück nach Wiesbaden, sie haben keine Übernachtung gebucht.

Ich besuche mit J. noch einen Freund in Münster-Sarmsheim bevor wir das Hotel aufsuchen und heute nicht mehr nach Bingen zum Rest der Gruppe fahren, die sich gemütlich in einer Pizzeria treffen und sogar noch einen Absacker wagen. Erstaunlich wie frisch alle am anderen Morgen sich wiedertreffen.

Ich hatte am Abend 97 km auf seinem Tachometer stehen.

 

Sonntag, 24. Juni 2007

Um es vorweg zu nehmen: heute regnet es nicht!

Wie verabredet treffen sich alle auf dem Naheradweg, tauschen die Erfahrungen der Nachtruhe aus und freuen sich über das trockene Wetter. Langenlonsheim, Bretzenheim heißen hier einige Orte, neben uns das Feld des Jammers.

Das Mahnmal steht an der Bundesstraße 48 (Naheweinstraße), zwischen Bretzenheim und Bad Kreuznach, wo von April 1945 bis Jahresende 1948 sich das über Deutschland hinaus bekannte Kriegsgefangenenlager befand.
Das weite, bis zu den Weinbergen reichende Gelände hinter und beiderseits des Mahnmals, eine Fläche von ca. 210 - 220 ha, aufgeteilt in 24 Cages(Käfige) war zeitweise mit über
100 000 Gefangenen belegt und stand von Ende April bis 10. Juli 1945 unter dem Kom-mando der US-Army, von Juli 1945 bis 31. Dezember 1948, auf 32 ha verkleinert, unter der Regie der Franzosen als Kriegsgefangenenlager und ab Oktober 1945 als Durchgangslager (Depot de transit Nr.1).
Hunderttausende Gefangene durchliefen dieses Lager, teils um in die Heimat entlassen oder aber nach Frankreich zur Zwangsarbeit transportiert zu werden. Eine erschreckend große Anzahl Gefangener überlebte das Lager nicht, starb den Hungertod, oder fiel Seuchen und Krankheiten zum Opfer. Ihre genaue Zahl wird sich nicht mehr ermitteln lassen. Zahlenangaben sind Spekulation.

Der fröhlich schnatternde Radfahrerhaufen (eher ein Käfig voller Narren) bekommt davon nur wenig mit und Bad Kreuznach wartet mit erfreulicheren Dingen auf, schöne, restaurierte Häuser, die alte Nahebrücke mit den Brückenhäusern, Salinen, Parks, Cruising Aereas. Ach Quatsch, das wissen wir gar nicht.

An einem bizarren Pumprad für das Solewasser bestaunen wir die alte Technik: Rotationsbewegung wird umgewandelt in eine Translationsbewegung, also eine pumpende Hin- und Herbewegung mit langem Kolben. Och ja, schön. (tiger, das hättest du auch etwas sachlicher ausdrücken können!). Faszinierend.

Die Burg Rheingrafenstein in Bad Münster am Stein mit dem steilen Felsen, das alte Kurhaus mit der Radonquelle und dem Rotenfels.

Der Rotenfels bei Bad Münster am Stein ist ein ca. 1,2 km langer, steiler Prallhang im Nahetal. Von ca. 118 m ü.NN. steigt er fast senkrecht auf 237 m hoch. Er gilt als einer der schönsten und größten Felsen Mitteleuropas (ausserhalb des Alpenraumes).

Traisen, Norheim und hinauf nach Schloßböckelheim, wo wir uns auf der schönen Freiterrasse mit Naheblick den ein oder anderen Tropfen bei einer Rast munden lassen. Schnell sind wir den Berg hinunter gefahren und nach wenigen Kilometern in Bad Sobernheim, unserem heutigen Ziel. Mitten auf dem Marktplatz laben wir uns an diversen Kuchenstücken, meist 2 pro Person, Flammkuchen, Kaffee und anderen Getränken. Man(n) hat es geschafft und Frau erst recht.

Nun heißt es aufbrechen und in die Winde verstreuen. Der Zug ist zwar relativ voll, allerdings wäre im Radabteil genügend Platz, wenn nicht bereits einige Nichtradler die Stellplätze stoisch belegen würden. Den Konflikt von weitem witternd läßt uns der Schaffner in Ruhe und kontrolliert nicht einmal unsere ordnungsgemäßen Beförderungsscheine. Wir sind froh, nicht eine Horde begeisterter Rhein-total-Fahrer im Abteil begrüßen zu dürfen und verplaudern fröhlich die Reisezeit bis Frankfurt.

Adieu alle, besonders Dir lieber Hans sei großer Dank ausgesprochen für Deine Routenauswahl und die Mithilfe von oben, denn leicht hätte das Wetter viel schlimmer aussehen können, wie wir ja schon erfahren haben.

Heutige Tageskilometer: 53.

Bis zum nächsten Mal macht's alle gut.

Erlebt und beschrieben von Ralf.